
Functional Training – die eierlegende Wollmilchsau?!
Wo wir gerade bei Floskeln sind – das gelobte Land soll wohl hinter den farbigen Bändern, bunten Bällen, Sandsäcken und Spielsachen irgendwo liegen. Leider kann man es nicht mehr so gut erkennen, weil die ganzen Accessoires wild verteilt am Ende des Abends über die sogenannte Athletik-Fläche verteilt sind. Einige Sportler, meistens eher die erfahrenen unter den Mitgliedern, trauen sich an diese „bunte Versuchung“. Eher wenige sportaffine Damen versuchen sich ebenfalls an den doch teilweise sehr anspruchsvollen Übungen. Viele andere gucken eher skeptisch in diesen Bereich oder werden von den Trainern mit den Worten empfangen „Das ist Funktionelles Training, die ist am Anfang noch nichts für Dich“.
Was ist funktionelles Training?
Die „alten Hasen“ der Szene (Cook, Verstegen, Boyle) haben in etwa die selbe Definition dafür. Wenn ich es in Kürze für diesen Artikel passend definieren sollte (was kaum möglich ist), würde ich sagen, es werden Muskelketten mit teilweise sehr komplexen Bewegungsabläufen trainiert, um diverse, bedarfsorientierte Fähigkeiten zu erwerben. Es erfordert aufgrund sehr individueller Bedürfnisse der Teilnehmer eine präzise Trainingssteuerung.
Das in dem Zusammenhang sehr gern verwendete Wort „alltagsnah “ ersetze ich gerne durch „bedarfsorientiert“. Man sollte nämlich genau hinschauen, was die Person tatsächlich benötigt, um den aktuellen Status zu verbessern (Ziel des Sportlers: Verbesserung der Athletik versus Ziel des Senioren: Erhalt der Mobilität und Selbständigkeit). Und genau das muss beim Aufbau der Kursstruktur beachtet werden.
Wäre dies ein Artikel, der die Trainingsarten und unterschiedlichen Methoden erläutern würde, müsste man noch deutlich tiefer in die Definition des funktionellen Trainings eintauchen. Hier geht aber darum aufzuzeigen, welche Faktoren den Aufbau einer funktionierenden Kursstruktur beeinflussen. Zu diesem Zweck kann man mit dieser Definition ausreichend arbeiten. Denn was viele bei dem Wort „funktionell“ vergessen, ist das Wort „Training“.
Training ist immer gezielt, geplant und systematisch. Schon alleine diese Tatsache sorgt häufig für fragende Gesichter. Denn gerade in diesem Bereich ist die Progression ein enorm wichtiger Faktor. Im Gegensatz zum klassischen isolierten Hyperthrophiertraining, in dem wir häufig „nur“ das Gewicht erhöhen, können und müssen wir beim funktionellen Training alle Anforderungen steigern, um langfristig einen positiven Trainingseffekt zu haben. Es reicht also nicht, planlos die bunten Accessoires auf die Trainingsfläche zu legen und die Kunden sich selbst zu überlassen. Wenn das Ziel ist langfristig Erfolg mit diesem Training zu haben, so ist ein Konzept und eine geplante Vorgehensweise unerlässlich.
Functional Training – die eierlegende Wollmilchsau
Durch meine Tätigkeit als Berater und Ausbilder stehe ich sehr häufig mit Betreibern vor den neu eingerichteten Trainingsflächen. Die Begeisterung ist groß und der Aktionismus auch. Wenn es nun darum geht den Bereich zu eröffnen, tauchen mit schöner Regelmäßigkeit folgende Fragen auf und überraschen immer wieder:
- Welche Zielgruppen kann ich mit dem Funktionellen Training erreichen?
- Wie sollte ich meine Kursstruktur aufbauen? Was muss ich dafür tun?
- Was sind die adäquaten Ausbildungen für unsere Trainer?
Aus betriebswirtschaftlicher Sicht macht es wohl am meisten Sinn als erstes eine Zielgruppendefinition vorzunehmen. Hierauf baut die gesamte weitere Vorgehensweise maßgeblich auf und entscheidet später auch über die Werbe- und Distributionskanäle (Aushänge im Studio, Flyer, persönliche Ansprache versus Facebook, Instagram und Apps)
- Wer sind meine Mitglieder? (Sortiert nach Altersgruppen, Sportarten, Zielen)?
- Bietet mein Studio eher Kurse oder Flächentraining an?
- Wo bin ich positioniert und welche Möglichkeiten bieten die umliegenden Mitbewerber in diesem Bereich?
- Wie schaffe ich einen Mehrwert mit bestehenden Ressourcen?
- Welche neuen Zielgruppen kann ich dadurch erreichen?
- Wie läßt sich die eigene Marke mit dem Angebot stärken?
Ohne Konzept kein Erfolg
Eine Menge Fragen, die erst mal so gar nichts mit eigentlichen Funktionellen Training zu tun haben, aber gut geplant und strukturiert sein müssen, um die Angebote sofort wirksam zu platzieren.
3 To Do für einen erfolgreichen Start
Um mit dem bereitgestellten Equipment Erfolg zu haben, müssen diverse Zielgruppen eines Studio angesprochen werden:
- Charakterisieren sie ihre Hauptzielgruppen
- Erörterung von Bedürfnissen und Wünschen der Zielgruppen/Mitglieder
- Entwicklung zielgruppenrelevanter Kurse und Kursbezeichnungen
Neben den drei Punkten, die eine positive Betrachtung des Angebotes darstellen, sollte man genauso viel über die Ängste der Zielgruppen wissen, um diese bei den Angeboten gar nicht erst zu schüren.
Beispiel:
Die englische Sprache ist zwar „cool“ und gerade durch den Sport schon sehr alltäglich geworden. Allerdings stellt sich die Frage, ob man mit Angeboten, die nicht „verstanden“ werden, die passende Zielgruppe erreicht? Gerade ältere Menschen finden Englisch eher abschreckend. Das Mitglied soll sich wohl und aufgehoben fühlen. Bei einer Sprachbarriere ist dies kaum möglich.
Auf der anderen Seite sind sie Cross Training affinen Sportler sehr schnell von gesundheitsorientierten Kursbezeichnungen gelangweilt und nutzen lieber Wörter wie WOD, AMRAP, EMOM und NoRep.
Auch in diesem Fall sollte man in der Lage sein, adäquat zu antworten und ihnen zu geben, was sie wollen.
Marc Rohde: Kenne deine Zielgruppe und entwerfe erst dann das perfekte Produkt dafür!
Der zweite Schritt sollte -nach der Zielgruppendefinition- die Festlegung der geplanten Trainingsformate sein.
- Functional Training Group Fitness
- High Quality Small Group Training
- Personal Training 1:1
Was ist mein Ziel?
- Welches dieser Formate ist für mein Studio geeignet?
- Warum möchte ich Functional Training eigentlich?
- Möchte ich Abwechslung bieten?
- Muss ich die ausgelasteten Bereiche entlasten?
- Möchte ich neue Zielgruppen erschließen, da sich in meiner Nähe nun eine Crossfit Box befindet und immer mehr meiner Bestandsmitglieder zieht?
- Muss ich individuellere Beratung anbieten?
- Möchte ich das Studio gleichmäßiger auslasten?
Aus den Antworten läßt sich schon im Vorfeld eine genaue Positionierung vornehmen. (Je präziser die Antworten formuliert und ausgearbeitet sind, desto besser läßt sich darauf aufbauen).

Kettlebelltraining, Kettlebell Swing, Elbsprint, Marc Rohde, Personal Trainer
Functional Training Group Fitness
Wenn der Wunsch die Entlastung des Kursraumes ist, bietet sich das FT als hervorragende Alternative an. Hierbei spielt es übrigens keine Rolle, ob der Kurs nun „Athletic Training“ heisst oder „Funktionales Rücken Training“. Warum?
Anscheinend lieben ihre Kunden die Kursform „Groupfitness“. Sie mögen also Abwechslung, die Interaktion in der Gruppe und die Betreuung durch einen Trainer. Auch die hohe Trainingsvariabilität (Abwechslung) sowie die Untermalung durch Musik ist ein Thema. Folgende Vorteile bietet also diese Form des Group Fitness ausserhalb des Kursraumes auf der Trainingsfläche:
- große Anzahl Sportler auf kleinem Raum (Entlastung der Kraftmaschinen und des Kursraumes)
- effiziente Nutzung der vorhandenen Trainingsmittel und Bedingungen
- gute Coachingmöglichkeit durch die Trainer
- Gewohnte Kursform und somit geringe Schwellenängste durch TN
- Gewinnung neuer Kursteilnehmer wie z.b. Kraftsportler von der Fläche (Förderung der Gemeinschaft)
- hoher Motivationsfaktor durch Gruppendynamik
- Hoher Spaßfaktor
- Kunde arbeitet als Multiplikator

Kettlebell Training, Marc Rohde, Elbsprint
High Quality Small Group Training
Laut einer Umfrage (NASM) empfinden Mitglieder das Training in einer Kleingruppe ebenso qualitativ hochwertig, wie das absolute 1:1 Personal Training. Hinter dieser Form des Kleingruppentrainings verbergen sich also ungeahnte Möglichkeiten für sämtliche Zielgruppen ihres Studios.
Durch die Bündelung der Teilnehmer können sie ein hochqualitatives Angebot erzeugen, welches nur ein Bruchteil des Personal Trainings kostet, und nahezu die selben Effekte beim Kunden hervorrufen wie Personal Training. Man kann beides zwar nicht vergleichen, aber es läßt sich wie folgt gut beschreiben…
(Ich verwende dafür gerne die Aussage meines Kollegen Eric Beard, NASM-Director of Advanced Education)
„Als Trainer ist man beim 1:1 Personal Training der gute Kellner beim Abendessen während man als Trainer beim Small Group Training eher der Barkeeper während einer Happy Hour ist!“
Vorteile des Kleingruppentraining/ Small Group Training
- Hochwertige Betreuung
- Individuelle Anpassung der Übungen, verschieden Level pro Gruppe möglich
- Hoher Aufmerksamkeitsfaktor pro Kopf
- Hohe Motivation
- Überdurchschnittliche Erfolgserlebnisse und dadurch hoher intrinsischer Faktor
- Erhöhte Kontaktzahlen pro Woche
- Kunde arbeitet als Multiplikator
- Bis zu 60% preiswerter als 1:1 PT (je nach Gruppengröße)
Personal Training
Nach wie vor die exklusivste und effektivste Form des Trainings. Super individuell und in höchstem Maß variabel. Sie schaffen mit der Durchführung von PT auf der Fläche aber auch neue Bedürfnisse. Das klassische „Will-ich-auch-Gefühl“ wirkt! Auch wenn ein Teil der Kunden sich das PT nicht leisten will oder kann, so sorgt es beim „Functional-Personal-Training“ doch immer wieder für hohen Aufmerksamkeitsfaktor, wenn der PT mit dem Kunden die doch besonderen Übungen durchführt. Ein Pull Effekt auf die Mitglieder ist nicht zu verhindern. Intensive Betreuung und der „Blick nach oben“ zu den neusten und fortschrittlichsten Methoden im Sport sind in allen Bereichen zu verzeichnen.
Vorteile von Personal Training
- Höhster Aufmerksamkeitsfaktor
- Zeitliche Flexibilität
- Noch mehr Spaß und Motivation
- Positive Aufladung der Trainerkompetenz
- Höchste Trainingserfolge
- Kunde arbeitet als Multiplikator
Vollkommen egal, welche Art des Trainings schlussendlich für ihr Studio das perfekte Angebot ist. Am Ende kommt es auf den Trainer und seine Fähigkeiten an. Diese spalten sich in methodische und soziale Kompetenz.
Neben dem Wissen über die Anatomie und Trainingslehre muss er die Fähigkeit besitzen sich in die Mitglieder hinein zu versetzen und zu verstehen, welche Bedürfnisse vorhanden sind und wie er sie mit seinem Training am besten decken kann.
Neben der Grundausbildung sollte der Trainer also Fähigkeiten in Methodik und Didaktik haben sowie sein Wissen mit Corrective Exercises vervollständigt haben. Egal ob in der Gruppe oder dem PT.
Qualifizierte Trainer
Laut der Markt-Aktivitäten-Reichweiten-Studie (M-A-R-S) 2014/15 sind die Erwartungen von Mitgliedern an ein gutes Fitnesstudio mit über 54,2 % gute Trainingsanleitung bzw. gute Trainer.
Schon alleine dieser Information ist es geschuldet ein Auge auf die kontinuierliche Fortbildung der Trainer zu haben. Nur durch gut geschulte Mitarbeiter ist es in Zukunft möglich, die immer stärker umworbenen Mitglieder langfristig an das Studio zu fesseln. Neben der Tatsache, dass gut qualifiziertes Personal in diesem Bereich das höchste Gut sein sollte, werden folgende Dinge erreicht:
- Gut ausgebildete Trainer unterstützen die Gesundheit der Mitglieder
- Es gibt dem Trainer die Möglichkeit zu einer Persönlichkeit zu reifen.
- Gute und motivierte Trainer sichern den langfristigen Erfolg und erhöhen die Kundenbindung
- Immer mehr Studios werden für die Mitglieder zum Ort an dem man nicht nur trainiert sondern Freunde trifft. Stichwort „Socialising“
- Trainer werden als Kompetenz aufgebaut und „führen“ ihre Mitglieder durch das Studio
- Gut ausgebildete Trainer sind in der Lage eine komplette Kursstruktur zu entwickeln und ohne externe Mehrkosten diesen Bereich zu entwickeln und zu leiten.
- Gute Trainer wirken extrem authentisch und laden die Marke des Studios im positivsten Sinne auf
- Gute Trainer sind authentisch und Spezialisten in ihrem Gebiet
Kursstruktur
In den letzten Jahren und aufgrund der Entwicklung der immer komplexeren Bewegungsabläufe im Standardtraining haben sich Begriffe wie Fitnessführerschein oder Intro Kurse entwickelt. Ich bin ein Freund von der Idee, möglichst perfekte Bewegungen – soweit der Teilnehmer dazu in der Lage ist – von Anfang an durchzuführen und unter Einsatz aller Lernkanäle (visuell, auditiv und kinesthetisch) so schnell und so intensiv wie möglich zu vermitteln. Einmal fehlerhaft gelernte Bewegungsmuster lassen sich später nur schwer korrigieren.
Unter Anbetracht dieser Tatsache gilt es für die Functional Klassen Introkurse zu entwickeln, die jeder Teilnehmer durchlaufen muss:
- In den Introkursen werden feste Techniken geschult und von den Trainern mit Coachingpoints gefestigt.
- Beim Verlassen des 10. Introkurses ist jeder Teilnehmer in der Lage die Grundlagen der relevantesten Techniken zu wiederholen
- Die spezifischen Kurse (Kurplan) laufen über einen festen Zeitraum von 3 Monaten und haben festgelegte Übungen, die pro Level von den Trainern stringent verfolgt werden
- Cardioteile sowie Zeitintervalle werden pro Level festgelegt und gelten als verbindlich
- Die Trainer sprechen eine einheitliche Sprache (Wording)
- Die Optimierung findet stets wohlwollend, entwickelnd und Anerkennend statt
- Der Einstieg in die Korrektur beginnt immer mit einem positiven Aspekt und Lob
- Es gibt für jedes Level entsprechende Kurse (Sport, Athletic, Professional)
- Belohnungsprinzip als Motivaton nutzen
Wenn ich mit
- Zielgruppenanalyse beginne,
- daraufhin ein Konzept entwickle,
- welches für die Kursstrukturen praktikabel ist,
- die Aus- und Fortbildung der Trainer beachte
- sowie eine modular-progressive Kursstruktur entwerfe
, dann steht dem Erfolg des funktionellen Trainingsbereichs nichts mehr im Wege.
Viel Erfolg – und noch wichtiger – viel Spaß dabei. Wenn Sie Unterstützung bei der Umsetzung suchen oder jemanden als Mentor für den Aufbau des Teams einsetzen möchten, freue ich mich auf ihre Anfrage.
Marc Rohde
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