Wie hoch ist die Arbeitsbelastung von vollzeitangestellten Trainer*innen im Fitnessstudio?
- Marc Rohde

- vor 7 Tagen
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Im Rahmen meines Studiums der Sportwissenschaften/Sportpsychologie habe eine Umfrage durchgeführt und diese in einer wissenschaftlichen Arbeit bei der Universität eingereicht. Das Thema war die Arbeitsbelastung von vollzeitangestellten Fitnesstrainer*innen.
Der Hintergrund war die in dem Berufsbild vollkommen abwegige Frage, ob die Mitarbeitenden von Fitnessstudios depressiven Verstimmungen unterliegen und dies ein Faktor bei der Berufsausführung oder Fortführung des Berufes darstellt. Bisherige Forschungen zu dem Thema sind so gut wie nicht vorhanden. Lediglich die Arbeitsbelastung aller in Deutschland lebenden Bevölkerung ist gut erforscht - und diese persönliche Anmerkung sei erlaubt - besorgniserregend, wenn man sich die Zahlen anschaut.
Abbildung 1
Abb. 1: AU-Tage und AU-Fälle pro 100 Versichertenjahre aufgrund psychischer Erkrankungen

Bemerkung: AU-Daten, DAK-Gesundheit, 1997–2022
Die Abbildung 1 zeigt die Veränderung der Arbeitsausfälle aufgrund psychischer Erkrankungen (AU-Daten, DAK-Gesundheitsreport, 1997–2022). Danach ist die Anzahl der Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen im Jahre 2021 weiter angestiegen. Mit 275,9 Fehltagen auf 100 Versichertenjahre berechnet sind aktuell 4,3 Prozent mehr betroffen als im Vorjahr. Die Krankschreibungsfälle stiegen von 6,8 Fällen je 100 Versichertenjahre im Jahr 2020 auf 7,0 Fälle in 2021 (Abbildung 1). Die Zahl der AU-Tage für psychische Erkrankungen stieg bei zunehmendem Alter kontinuierlich an. Insgesamt liegt die Zahl der Fehltage für psychische Erkrankungen bei Frauen über denen der Männer (Frauen 351,9 Fehltage je 100 Versicherte gegenüber 210,9 bei Männern).
Planung und Durchführung
Bei der Planung dieser Umfrage wurde im Vorfeld eine umfassende Literaturrecherche ausgeführt. Zu der Forschungsfrage gibt es weltweit allerdings keine belastbaren Studien. Internationale Reporte beleuchten aufgrund der unterschiedlichen Anstellungsverhältnisse ausschließlich freiberufliche FitnesstrainerInnen oder selbstständige Personal-TrainerInnen. Dennoch gibt es wissenschaftliche Artikel zu dem Thema, die sehr fundiert die Ursachen und Hintergründe der depressiven Symptome darstellen. Wie und ob diese sich in Deutschland widerspiegeln, soll die Studie zeigen.
Als Erhebungsinstrument wurde die quantitativ ausgerichtete Online-Befragung genutzt. Dafür ist die Webseite https://fitnessbrauchttrainer.de/Studie_arbeitsbelastung/ als Landingpage entworfen worden, auf der grundlegend zu dem Thema informiert und so ein vertrauensvolles Verständnis für die StudienteilnehmerInnen aufgebaut werden sollte. Über diese Webseite konnte an der auf Google Forms programmierten Online-Befragung vom 09.10.2023 – 19.10.2023 teilgenommen werden. Um eine hohe Teilnahme zu erreichen und valide Ergebnisse zu erhalten, wurde zudem über den Maildienst Mailchimp ein E-Mailnewsletter entwickelt und versendet, mit denen die FitnesstrainerInnen zur Teilnahme eingeladen wurden. Dafür sind ca. 500 Fitnessstudios individuell angeschrieben worden mit der Bitte, diesen Link an die definierte Zielgruppe weiterzuleiten. Um dem Thema eine noch größere Reichweite zu geben, wurde eine Pressemeldung bei dem Bodymedia Magazin online geschaltet.
Im folgenden findet ihr hier den Abstract der Arbeit und weiter unten den kostenlosen Downloadlink zur Umfrage.
Abstract
FitnesstrainerInnen gelten als Vorbilder für einen aktiven und gesunden Lebensstil. Zugleich ist aber wenig über ihre psychische Gesundheit bekannt. Das Ziel dieser Studie lag darin, das Vorhandensein von psychischen Gesundheitsproblemen im Zusammenhang mit einer möglichen Arbeitsüber- oder -unterbelastung zu erforschen, die sich langfristig in Burn- oder Boreout Symptomen einer Depression niederschlagen könnten. Die Studie soll Hinweise liefern, ob die hohe Drop Out Rate festangestellter FitnesstrainerInnen neben anderen Aspekten auch mit solchen psychischen Herausforderungen zusammenhängt.
Methode
Als Befragungsinstrument wurde eine Online-Befragung gewählt. Für die Teilnahme konnten insgesamt 43 FitnesstrainerInnen aus Deutschland akquiriert werden. Die Teilnahmekriterien sind a) eine Festanstellung mit b) ein mindestens 35 Stunden-Arbeitsvertrag pro Woche. Die Fragestellungen umfassen demografische Informationen und persönliche Einschätzungen des Arbeitsumfeldes sowie den vollständigen Beck-Depressionsinventar-Fragebogen (BDI I-II) mit 22 Fragen. Dargestellt werden die Ergebnisse über Google Forms. Die Umfrage wurde anonym ausgeführt.
Ergebnisse
Die Auswertung selbst erfolgte entsprechend des Beck-Depressionsinventar-Fragebogens, der für jede Antwort eine bestimmte Anzahl an Punkten vergibt, die für die Teilnehmenden einzeln zusammengezählt werden müssen. Danach zeigen 65,1 % der Befragten keine depressiven Verstimmungen. 28 % weisen minimale bis leichte Depressionen auf und bei 6,98 % der Teilnehmenden konnten mittelschwere bis schwere Depressionen nachgewiesen werden. Positiv zu erwähnen ist, dass 74,4 % sich zu keiner Zeit oder nur sehr selten in ihrem beruflichen Umfeld langweilen.
Schlussfolgerung
Depressionen können somit ursächlich aus einer Arbeitsbelastung entstehend betrachtet werden. Aufgrund der vorliegenden Erkenntnisse und Hinweise wird empfohlen weitere Aspekte wie mangelnde Wertschätzung, den Umgang mit Überstunden sowie Weiterbildungen als Ausgleich zum Arbeitsalltag etc. weiterhin vertieft zu erforschen.
Keywords & Suchmaschinen
Suchmaschinen: Pubmed, Google Scholar, Sport Discuss Keywords: work stress; organizational behavior; job engagement; stress management; Job Burnout, Burnout Trainer/Trainerin, Depression, Burnout, Boreout, Fitness Instructor, Festanstellung
Hier die Studie SOFORT kostenlos downloaden.



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